Montag, 3. Dezember 2018

Advent beim Glockenturm

Der Glockenturm in Spielberg erzählt seine Geschichte!

Auch heuer wurde wieder von der Familie Beck, Ledl, Kitzweger und Rameis-Müller eine Adventfeier beim Glockenturm in Spielberg organisiert.

Danke an den Musikverein Melk für die musikalische Gestaltung!





Der Glockenturm in Spielberg erzählt seine Geschichte!
von Magarethe Beck und Anna Ledl

Als Glockenturm von Spielberg, inzwischen ein Wahrzeichen des Dorfes, kann ich mich schon viele Jahre zurückerinnern. Aus Überlieferungen war ich ein wichtiges Symbol im Dorf. Seinerzeit waren überwiegend Bauernhöfe angesiedelt. Aber es gab auch Familien, die in einem Arbeitsprozess standen und manche, zur leichteren Bestreitung der Lebenserhaltung eine „Minilandwirtschaft“ betrieben.

Ich, als „Dorfglocke“, wohnhaft im Glockenturm, rief die Bevölkerung in der Früh, zu Mittag und am Abend zum Gebet. Eine weitere Aufgabe meines „Glockenklanges“ war, die fleißigen Arbeiterinnen und Arbeiter vom Feld zur Mittagszeit und zum Mittagessen zu rufen.
Sollte es eine traurige Nachricht geben, einen Todesfall im Dorf, dann erklangen ebenfalls meine Glockentöne. Das sogenannte „Gebetläuten“ in der Früh, zu Mittag und am Abend zählt bis heute noch zu meinen Ehrenaufgaben. Ebenfalls das Gedenken eines Verstorbenen ist heute meine Aufgabe.

Aber denken wir zurück: Ich könnte, befestigt in meinem sogenannten „Glockenstuhl“ nicht allein läuten. Ich brauchte unbedingt jemanden, der meinen „Glockenstrick“ zieht und dies auch beherrscht, damit mein Klang über das Dorf und darüber hinaus, angenehm ertönt!
Da gab es in unserem Dorf „Glöckner“. – Ob im Morgengrauen, bei Regen, Schnee, Hitze, Nebel oder Sonnenschein; - sie waren zu den bestimmten Zeiten da und halfen mir bei den  Glockentönen.
Soweit ich mich zurückerinnere war es Herr Pichler, Frau und Herr Moser, Frau Stöckl und Frau und Herr Manasek, die jahrelang mich als „Dorfglocke“ erklingen ließen.

Ob ich im 2. Weltkrieg geläutet habe und wer mir geholfen hat, weiß ich nicht mehr. Zu schrecklich war diese Zeit, als viele Soldaten und unzählige Flüchtlinge an mir vorbeizogen. Aber eines weiß ich gewiss, ich war sicher zu klein und zu unbedeutend um für Kanonenkugeln verschmolzen zu werden.

Und wie sagt man so schön: „Mit der Zeit kommt man in die Jahre!“ Jahrelang hatte ich einen festen Mantel aus Holz gut verschlossen mit einer Tür. Im Zuge der Gemeinden-Zusammenlegung Melk-Spielberg unter den Bürgermeistern Dr. Wedl und Herrn Schiessl wurde ich von der Firma Kurzbauer neu errichtet. Auch engagierte, ehrenamtliche Dorfbewohnerinnen und Bewohner packten mit großem Eifer und Einsatz an und verhalfen mir zu einem neuen luftigen Kleid, mit neuem Anstrich und zu einer standfesten Fundamentierung.

Als die alte, vorbeiführende Straße einen schönen neuen Asphaltbelag bekam, wurde auch mein Platz neugestaltet. Blumentröge, die das Jahr über von lieben Spielbergerinnen betreut werden, geben meinem Glockenturmplatz ein wahrlich freundliches Aussehen. Und man glaubt es kaum, ein von der Dorferneuerung errichteter „Dorfbrunnen“ labt vorbeikommende Wanderer und Radfahrer. Eine massive Holzsitzgruppe lädt auch zum Verweilen ein.

Alles gut und schön – aber wer läutet nun meine Glocke?
Auch die Technik machte nicht halt vor mir – einfallsreiche Dorfbewohner organisierten ein gemütliches Dorffest und dann noch ein einige mehr – mit dem Erlös wurde für mich ein elektrisches Läutwerk angeschafft. Prima, so kann ich wieder läuten, die Menschen wieder am Morgen – Mittag – und am Abend begrüßen.

In der Nacht, wenn ich schlafen möchte, ist Leben um mich. Aber was ist das? Es sind die Fledermäuse, die tagsüber schlafen und in der Nacht ihre Flugkünste zeigen.
Und obendrein bekam die gute alte, an mir vorbeiziehende Straße anlässlich eines Dorffestes einen Namen – nämlich, wie könnte es anders sein, „Glockenturmstraße“.

Ganz jung wurde mein „Glockenturmplatz“ von der Pflanzung einer „Dorflinde“ bei der Einfahrt des Hauses von Familie Müller-Rameis aufgewertet. - „DANKESCHÖN!“
Besonders aber freue ich mich, dass mein Turm schon seit 10 Jahren im Advent Herberge für eine „Weihnachtskrippe aus Stroh“ sein darf! ICH, als „Herbergsturm“ traue mich zu sagen, „es ist dies wohl einzigartig!“ Ja, sogar ein geschichtlich bekannter „Erster Adventkranz – ein "HOLZWAGENRAD“ beleuchtet die Krippe und zeigt mit seinen vier Kerzen an, wie lange es noch bis Weihnachten dauert. Ein großer Lichterbaum hält vor Wind und Regen schützend seine Zweige den Krippenfiguren entgegen.

Eines muss ich auch noch sagen: ohne die engagierten Dorfbewohner wäre ein Leben im Dorf nicht so gemütlich und ihnen schenke ich mein spezielles Glockengeläut und hoffe, dass sie mich noch viele Jahre so liebevoll verwöhnen.

Nun haben wir uns heute wieder zu dieser stimmungsvollen Adventfeier versammelt und wollen gemeinsam einem frohen und gesegneten Weihnachtsfest entgegenschauen. Ich möchte euch zum Abschluss meiner Geschichte noch eines sagen:
„Es ist mir eine große Freude der „Glockenturm“ in Spielberg zu sein!“